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Die Sting-Ray-Ära brachte die wahrscheinlich klassischste aller Corvette hervor, mit einer Kombination aus aufregend eleganten Linien, effektiver Federung und bulliger Leistung. Zum ersten Mal umfaßte die Serie auch ein Coupé, und der Roadster war optional mit einem Hardtop erhältlich. Natürlich gab es die übliche Auswahl an Zubehör, mit dem sich jeder sein individuelles Modell zusammenstellen konnte.
Während die ersten beiden Generationen amerikanischer Sportwagen eine Entwicklung vom zweisitzigen Tourenwagen zu den sehr schnellen Rennmaschinen erlebten, fehlten bei diesen frühen Corvettes, was das Chassis anging, die technischen Feinheiten ihrer europäischen Äquivalente. Zwar verwendete Ferrari nach wie vor eine Starrachse mit Blattfedern, aber dafür wat bei diesen Autos die Straßenlage auch wichtiger als der Komfort. Als 1961 der Jaguar E-Type mit einer einfachen, aber wirkungsvollen Einzelradaufhängung am Heck herauskam, mußte die Sportwagenwelt einsehen, daß komfortables Fahren nicht unbedingt auf Kosten der Straßenlage ging.
Chevrolet hatte bei experimentellen Autos ein ähnliches Prinzip entwickelt, deshalb benutzte die dritte Generation der Corvette, wie der Jaguar, die Antriebswelle als oberes Gelenk. Die Vorderradaufhängung und die Steuerung bestanden weiterhin aus adaptierten Chevrolet-Teilen. Lediglich mit den Trommelbremsen hinkte die neue Corvette ihrer Zeit etwas hinterher, wobei Scheibenbremsen jedoch ab 1965 Standard wurden. All die neuen Federungselemente erforderten ein neues Chassis mit einem steiferen Leiterrahmen.
In der Wahl der Motoren setzte man dort wieder an, wo man beim alten Modell aufgehört hatte, nämlich beim V8 mit 5359 ccm Hubraum und einer Leistung von 250 bis 360 PS. Als Antwort auf den Wunsch der Corvette-Rennfahrer, die versuchten, mit dem Cobra Schritt zu halten, gelang es Duntov, ab 1965 auch den "Big-Block" V8 unter die Motorhaube zu quetschen, wofür jedoch auch eine gewölbte Motorhaube nötig war. Auf Wunsch war außerdem ein Seitenauspuffsystem (Sidepipes) erhältlich. Das erste Big-Block-Aggregat besaß 425 PS und 6490 cm3 Hubraum, was ein Jahr später auf 6996 ccm und Varianten von 390 bis 435 PS erhöht wurde. 1967 konnten die Rennfahrer sogar den L88-Motor als Option für die ultimative Corvette erwerben, der zwar ebenfalls 6996 ccm Hubraum besaß, aber ungefähr 560 PS leistete.
Die Karosserie war von Bill Mitchell rund um einen älteren Sting-Ray-Rennwagen entworfen worden. Die Coupés von 1963 besaßen ein geteiltes Heckfenster, was jedoch im folgenden Jahr wegfiel. Aus beinahe jedem Blickwinkel war der Sting Ray ein fantastisch aussehendes Auto, egal ob in offener oder geschlossener Form. Lediglich die Front war etwas zu hoch und wirkte mit eingefahrenen Scheinwerfern wie eine Haufischschnauze. Aber, egal ob schön oder nicht, die Corvette verkaufte sich 1963 um 50 Prozent mehr als ihre Vorgängerin und die Verkaufszahlen stiegen stetig, bis sie 1968 von einem noch erfolgreicheren Modell abgelöst wurde.
Trotz stetig steigender Verkaufszahlen brachte Chevrolet 1968 einen neuen Look für die Corvette heraus, der auf Mitchells Mako Shark II basierte. Wegen der niedrigen Front mit Klappscheinwerfern und ihren rundlichen Formen wurde dieses Corvette-Modell auch liebevoll "Coke-Bottle" genannt.
Mit ihrem vertikalen Heckfenster und den Fontfenstern antizipierte die Corvette bereits die Formen des später erscheinenden Jaguar XJS. Das Dach ließ sich teilweise entfernen, ab 1975 war jedoch auch eine Cabriolet-Version erhältlich. Ab 1978 wies das Heckfenster wieder die konventionelle Fließheckform auf. Die attraktiven, aber wenig praktischen Chromstoßstangen wurden 1973 zugunsten von Kunststofffront und -heck aufgegeben.
Auch das Chassis wurde überarbeitet und war nun wesentlich steifer als sein Vorgänger. Die Motoren blieben weiterhin in den Versionen mit 5359 ccm und 6998 ccm Hubraum (einschließlich des L88) erhältlich. 1969 kam jedoch ein neuer ZL-1 aus dem Rennsport mit Aluminium-Zylinderköpfen hinzu. Im selben Jahr wurde der Hubraum des Motors mit 5359 ccm auf 5735 ccm erhöht. Es handelte sich dabei um ein stärkeres, aber langsameres Aggregat mit hydraulisch betriebenen Ventilen. Eine ähnliche Verwandlung erfuhr auch der optional erhältliche Big-Block, dessen Volumen 1974 auf 7,4 Liter erhöht wurde.
Die Corvette der vierten Generation pflegte ihr Image als Hochleistungs-Fahrzeug, bis die Pferdestärken der neuen Modelle von 1973 ihren Tribut an die notwendig gewordenen Zusatzteile zur Verringerung des Schadstoffausstoßes zollen mußten. Dennoch verringerte dies nicht die Nachfrage nach dieses Fahrzeugen, im Gegenteil: Die Verkaufszahlen stiegen, und 1979 rollten beinahe 54 000 Corvettes vom Band. Die Serie wurde noch bis 1983 fortgesetzt, allerdings gelten nur Modelle aus der Zeit vor 1973 als Klassiker.